Donnerstag, 13. November 2014

Anmerkungen zum Kleinanlegerschutzgesetz

Ganz ohne eine Kommentierung zum verabschiedeten Entwurfs des Kleinanlegerschutzgesetzes  komme ich dann in meinem Blog zum Crowd-Investing doch nicht herum ...

Grundsätzlich halte ich es für sinnvoll, ja sogar wünschenswert, dass Verbesserungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen zu mehr Transparenz und Anlegerschutz insbesondere auf dem sogenannten grauen Kapitalmarkt führen. Der aktuelle Entwurf zeigt aus meiner Sicht aber wieder deutlich, wie groß die Lücke zwischen Praxis und Politik ist. Dazu einfach ein paar Anmerkungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder gar juristisch tiefer Würdigung:

Bei der Prospektpflicht bin ich hin und her gerissen: Aus meiner Sicht ist das Prospektthema ein sinnvolles Instrument, um das Thema crowd-Finanzierung weiter zu professionalisieren. Dabei sind mir  aber zwei Aspekte wichtig: Zum Einen müssen Umfang und Inhalt einer Prospektpflicht auch im Verhältnis zum crowd-Ansatz und dem eingeworbenen Volumen stehen. Wir sprechen ja nicht über einen Telekom-Börsengang, auch wenn dieser ja kein sonderlich erfolgreiches crowd-Investing war. Daneben ist auch die geregelte Investmenthöhe ein wichtiger Aspekt in Verbindung mit der Prospektpflicht: Die europäische Regelungsgrenze liegt mit 5 Mio. Euro ein ganzes Stück höher als es der deutsche Ansatz mit 1 Mio. Euro vorsieht. Um das crowd-Thema weiter zu etablieren und auch auf das Marktversagen der Frühphasenfinanzierung zu reagieren, ist aus meiner Sicht die Grenze von 1 Mio. Euro deutlich zu niedrig angesetzt und es zeigt mir, wie weit die Architekten der Entwürfe von den Themen Unternehmensentwicklung und Wachstumstrategien entfernt sind. Dies bestätigt dann auch noch eindrucksvoll die ausdrückliche Ausnahme der Prospektpflicht für paritätische Darlehen und Nachrangdarlehen.

So richtig daneben gegriffen, haben dann die Macher beim Investmentengagement der Investoren: Es werden nur Einzelinvestoren von bis zu 1.000 Euro und einer Obergrenze von 10.000 Euro auf Basis von Vermögensnachweisen zugelassen. Diese Grenzen gelten auch noch, wenn das Gesamtvermögen 100.000 Euro übersteigt. Daran zeigt sich, dass oftmals gar nicht klar ist, wer eigentlich die interessante Zielgruppe für crowd-Investments sind. Das Thema Bevormundung will ich jetzt nicht wieder bemühen. Es ist wichtig, dass die crowd verantwortlich mit dem Thema „Verhältnis crowd-(Hochrisiko)Investment zu Gesamtvermögen“ umgeht. Die genannten Grenzen halte ich aus der Praxis jedoch für wenig sinnvoll. Wir müssen nicht versuchen, das Thema durch zu engen Grenzen zu beherrschen. Viel wichtiger ist insgesamt ein gesellschaftlicher Senibilisierungsprozess für die Themen Unternehmertum, Innovation und  das Chancen-/Risiko-Profil von Frühphaseninvestments.

Als ein drittes Anzeichen, wie weit entscheidende Leute trotz aller Bekenntnisse noch vom digitalen Zeitalter entfernt sind, zeigen bürokratische Ansätze im Entwurf, welche beispielsweise das manuelle Unterschreiben eines Vermögen-Anlage-Informationsblattes (aus meiner Sicht auch sehr gut durch einen intelligenten digitalen Authentifizierungsdialog darstellbar) oder auch Werbeeinschränkungen für crowdfunding-Projekte in den Online-Kanälen. Ausnahmen für Werbemaßnahmen werden dann nur für  Print-Produkte definiert. Die crowd-Zielgruppe hält sich aber in diesen sehr stark rückläufigen Medien nahezu nicht mehr auf und wir wollen ja auch keine „Volksaktien“ vertreiben. Also Thema verfehlt ….

An diesen drei Bereichen sieht man aus meiner Sicht recht deutlich, dass zum Anlegerschutz auch Professionalisierung und Eigenverantwortung hinzukommen müssen und dazu gehört einfach eine breite Aufklärung über die Chancen, aber auch die erheblichen Risiken und Herausforderungen von Frühphaseninvestments, ohne die Innovationen nicht möglich sind. Und das Zusammenspiel zwischen Rendite und Risiko geht immer Hand in Hand: beim Sparbuch, der Telekom-Aktie, aber auch beim crowd-Investment.


Wer das ganze Thema jetzt auch sachlicher, ausführlicher und juristisch exakter durchdringen möchte, den verweise ich gern auf die beiden Ausführungen von Lea Maria Siering und ihren Kollegen von TaylorWessing

Mittwoch, 12. November 2014

Nachrichten aus dem Laborumfeld

companisto kündigt einen Exit an - zumindest die Möglichkeit für die ursprünglichen companisten der Plattform selber - und das wird jetzt  crowd-intern diskutiert. Aus meiner Sicht ist mit einer solchen Exitmöglichkeit ein wichtiges Ziel erreicht: nicht nur für die Plattform-companisten selber, sondern auch insgesamt für das Thema crowd-investing. Auch wenn unser erster Fondinvestor uns „Haben ist besser als Kriegen“ gelehrt hat, ich würde mit dem Exit noch warten. Eine Bewertung von 4 Mio. Euro ist aus meiner Sicht für den aktuellen Status  eher am unteren Rand – aber mal sehen was die Schwarmintelligenz der companisten letztendlich bis Mitte Dezember dazu entscheidet.

Ach ja, das zweite Bergfürst-Investment, das schon hier angekündigte Middendorf-Haus läuft und nach ca. einer Woche sind schon etwas mehr als 40% des Zielvolumens von 1 Mio. Euro erreicht. Denke, dieser Testballon wird abheben.

Donnerstag, 6. November 2014

Heute dann mal Einiges im Posteingang

Als erstes finde ich heute im Posteingang ein Investoren-Update von companisto zu readfy: Aus meiner Sicht eher ein inhaltlicher, qualitativer Bericht. Der  Zahlenteil, welcher aus meiner Sicht auch zu jedem ordentlichen Update gehört, ist doch sehr dünn. Ich wünsche mir die regelmäßige Information zu geschäftsrelevanten KPI´s, aber dazu gibt es auch schon Diskussionen im Blog. Dann auch noch der Hinweis zu einer geplanten Finanzierungsrunde Anfang nächsten Jahres. Ich denke das ist bei dem Thema auch realistisch! Wichtig wäre, dass das Projekt zumindest auch einen ersten Nachweis von messbarer Kundentraktion zeigt!

Seedmatch und protonet will jetzt heute in der Investorenkommunikation auch nicht nachstehen: Quartalsreporting und ein Save-The-Date für einen Investorentag im neuen Jahr, gute Idee und Ansatz. Insgesamt wünsche ich mir für crowd-Investments, eine proaktive, offene Investorenkommunikation. Der Quartalsbericht mit dem ersten Distributor in der Schweiz und ca. 30 pro Tag ausgelieferten Servern wird im Blog sehr positiv diskutiert.

Und dann heute noch ein Jahresresümee von URBANARA: den Ansatz find´ ich gut, gerade die Kommunikation von URBANARA könnte aus meiner Sicht im Vergleich zu readfy und protonet proaktiver und häufiger erfolgen! Investoren sind ja einfach, kommuniziert einfach mehr und das mit den besten Grüßen nach Berlin!