Samstag, 20. Juni 2015

Bergfürst und die Banklizenz

Wer hier im Blog ein wenig stöbert, erkennt schon in den ersten Beiträgen meine grundsätzlich positive Grundhaltung zum Bergfürst-Ansatz. Klar, einige Veränderungen in der Kommunikationsstrategie hat es gegeben: Crowdinvesting - Dann kamen Immobilen als neue Asset-Klasse hinzu - Es folgte der aus meinem persönlichen Empfinden her schräge Begriff des Neo-Investing als Markenbotschaft. Aber das ist nur ein Begriff. Eine Banklizenz ist nicht zu unterschätzen. In diesem Thema steckt richtig, richtig viel Arbeit verbunden mit hohen Kosten. Eigenverantwortliches Investieren und das direkt in reifere und innovative Unternehmen: das war für mich immer Kernbotschaft und Motivation zugleich. Das ganze dann noch auf Basis eines BAFIN-Regelwerkes einer Bank: ein klares Differenzierungsmerkmal auch gegenüber anderen Plattformen am Markt. Handelbare Anteile rundeten dann den Ansatz ab.

Leider kam Bergfürst mit den versprochenen Investmentchancen nicht wirklich in die Schuhe. Über lange Zeit mit Urbanara eine einzige Unternehmensbeteiligung im Angebot, gefolgt von einer Immobile in Hamburg und jetzt: Wir geben die BAFIN-Zulassung zurück. Diese Botschaft lässt aufhorchen. Klar, ein StartUp muss flexibel sein; auf Marktveränderungen reagieren und immer die Kosten- und Erlösstrukturen des Unternehmens im Blick haben. Wir als Investoren fordern das und Bergfürst hat nichts anderes gemacht: Kosten-/ Nutzenverhältnis analysieren und daraus ableiten, was das Geschäft beeinflusst und was der Markt möchte. Die BAFIN-Lizenz hat dann wohl die Messlatte zu hoch gelegt um ein modernes Finanzierungsinstrument zu entwickeln. Regulierung und Corporate-Governance sind halt immer die andere Seite der Medaille. Alles was mit BAFIN zu tun hat, ist auch noch teuer. Das können wir aus den eigenen Erfahrungen als kleiner Frühphaseninvestor mit einem inzwischen BAFIN-lizensierten Frühphasenfonds bestätigen. Meine Partner haben mir zur Sicherheit nicht einmal alle in diesem Prozess entstanden internen und externen Kosten genannt. Mit diesem Hintergrundwissen ist die Reaktion und Vorgehensweise von Bergfürst nachvollziehbar. Kosten, regulierte Prozesse und Reporting können kleine Unternehmen oftmals nicht wirklich (wirtschaftlich) leisten.
Die neu angebotenen Beteiligungen über Bergfürst sind dann inzwischen über ein klassisches paritätisches Darlehen abgebildet. Grundsätzlich ok. Bei der Beteiligung Urbanara konnte man quasi in Echtzeit die Konsequenzen miterleben, welche die Anforderung an eine öffentlich angebotene Direktbeteiligung in Verbindung mit der Regulierung entstehen. Die durchgeführten Hauptversammlungen zeigten, wie die eigentliche Beteiligungsstruktur passend gemacht wurde.
Inzwischen wurde auch die Mindestinvestmenthöhe bei Bergfürst auf nur 10 Euro gesenkt. Aus meiner Sicht entbehrlich. Aber jetzt gilt es, die vorerst letzte Chance von Bergfürst zu nutzen: Wir wollen solide Investmentprojekte sehen.


Ergänzung und Ausblick vom 02.09.2015:

Inzwischen sind ja zwei weitere Investments auf Bergfürst möglich: die Uhrenmarke C.H. Wolf und Geile Weine. Beide Themen sind meiner Meinung nach wirklich Geschmacksache. Die Investments laufen von Außen betrachtet auch eher schleppend. Aus meiner Sicht heißt es jetzt für die Plattform um so mehr, Gas geben und wirklich kurz- und mittelfristig solide Projekte zeigen!

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